Erste Gottesdienste in einer Privatwohnung.
Die Neuapostolische Kirche in Oberndorf wurde 75 Jahre alt
Der Festakt war am 30. September in der Klosterkirche Oberndorf.
Mit großer Dankbarkeit blickt die heute 136 Mitglieder zählende Kirchengemeinde auf ein 3/4 Jahrhundert währende segensreiche Entwicklung zurück.
Die Anfänge der Neuapostolischen Kirche Oberndorf reichen bis ins Jahr 1924 zurück. In der Kirchengemeinde Freudenstadt war der junge Gottlob Möhrle neuapostolisch geworden. Sein Gemeindevorsteher schickte ihn 1924, nachdem er zunächst in Altensteig tätig war, nach Oberndorf mit dem Auftrag eine Kirchengemeinde aufzubauen. Daraufhin verließ dieser einen guten und sicheren Arbeitsplatz und wurde dabei zunächst arbeitslos. Im "Schwarzwälder Boten" erhielt er aber bald daraufhin eine Stelle als Betriebsschreiner. Dies für 41 Jahre. Nach der täglichen Arbeit suchte er mit Nachbarn und Bekannte Glaubensgespräche zu führen und sie in die Gottesdienste einzuladen. Dazu konnte er den Interessierten keine schöne Kirche anbieten, sondern musste gestehen, dass sie dabei mit ihm jeweils 10 km zu Fuß nach Dornhan und zurück gehen mussten. Das hat aber etliche Familien, auch solche mit kleinen Kindern, nicht abgehalten, denn das Gehörte hatte sie nicht mehr los gelassen. So gingen sie bis 1925 in die Gottesdienste nach Dornhan.
Einer von ihnen, Heinrich Keser aus Oberndorf, bot nun an, zukünftig doch bei ihm zu Hause Gottesdienste abzuhalten. Dazu war notwendig, dass Amtsträger der Neuapostolischen Kirche sonntags mit dem Fahrrad aus Freudenstadt nach Oberndorf kamen um die Gottesdienste zu halten. Georg Klumpp aus Freudenstadt wurde 1926 beauftragt, als erster Gemeindevorsteher der neuen Kirchengemeinde Oberndorf zu dienen.
1927 bekam Georg Luz aus Freudenstadt den Auftrag, die kleine Gemeinde als Vorsteher zu betreuen. Sieben Jahre fuhr er mehrmals in der Woche mit dem Fahrrad nach Oberndorf, bis er hier 1934 Arbeit und Wohnung fand. Die Gemeinde wuchs und so wurde es notwendig ein größeres Gottesdienstlokal zu suchen. Man fand es in der Schramberger Straße beim Architekten Vialkowitsch. Über seiner Garage war ein kleiner Raum in dem nun Gottesdienste abgehalten wurden. Man nannte das Gebäude den "Pavillon".
Die gesegnete Entwicklung erforderte 1930 eine erneute Suche nach einem geeigneten Raum. Fotograf Spellenberg in der Aistaiger Straße erlaubte es der Gemeinde, Sonntag vormittags Gottesdienste in seinem Fotoatelier zu halten. Dies war bis 1931 möglich. Bei der erneuten Suche nach einem größeren Lokal war die Stadt Oberndorf behilflich. Sie stellte, nach einem Gemeinderatsbeschluß, ihr stillgelegtes städtisches Elektrizitäts-Werk zur Verfügung. Dieses Gebäude, gegenüber dem Bahnhof gelegen, diente später lange Jahre der Fa. Heckler & Koch als Härterei.
Die Glaubensgeschwister bauten wieder, wie schon zuvor, tatkräftig unter Anleitung von Gottlob Möhrle auch diesen Raum für Gottesdienstzwecke um.